Performatives Kneipenprojekt frei nach Hubert Fichtes gleichnamigem Roman
Granderath & Oliveira
Jupi Bar im Gängeviertel, Mai 2017
"Komm mit mir in die Palette. Die kennst du nicht? Das ist das tollste Lokal der Welt. In der Palette gibt es alles. Die Palette ist das Beste, was es in Hamburg gibt. Es lohnt sich wieder in Hamburg zu leben, weil es die Palette gibt."
Hubert Fichte: die palette (1968)
die palette ist eine unechte Kneipe für echte Fiction, ein Ort des Geschehens und des Beobachtens, eine lebende Legende.„Da schnallst du ab!" Das performative Kneipenprojekt ersetzt und überschreibt für einen Monat die Jupi Bar im Hamburger Gängeviertel. Ausgangspunkt ist Hubert Fichtes dokumentarisch-fiktionaler Kneipen-Roman die palette – ein Mitschnitt und Verschnitt seiner Begegnungen mit den Palettianern Ende der 1950er Jahre. In Laufnähe zur damaligen Kellerkneipe geht es nun im Gängeviertel drei Stufen hinunter in die palette – zwischen damals und heute, zwischen Entstehen und Schließung, Nachempfindung und Neuerfindung, Buchseiten und Jukebox.
Ausgehend von Fichtes Roman wurde die Jupi Bar vollständig umgestaltet und in eine lebendige Kulisse für interdisziplinäre Veranstaltungsabenden verwandelt, die unter das reguläre Programm der kollektiv betriebenen Jupi Bar gemischt werden: Interaktive Performances, ein interdisziplinärer Kneipensalon, eine Hörspiel-Performance, ein Dokumentarfilmabend mit Zeitzeug*innen, ein partizipativer 24-Stunden-Lesemarathon des gesamten Romans, Audio-Installationen, Bar- und Tanzabende... Der kommerzialisierten Innenstadt setzte die palette einen experimentellen Raum für Konsum und Kritik, Kneipenleben und -sterben, Stammgasttum und neue Begegnungen entgegen. Die Kneipe wird als kollektiver, nostalgischer und utopischer Begegnungsraum befragt und erfahrbar gemacht – als Ort des zweckfreien Beisammenseins, als verlängertes Wohnzimmer, Spiegel der Gesellschaft, widerständige Keimzelle… „Für die Leute in der Palette ist Zeit nicht, was danach ist." An dem einmonatigen Performanceprojekt sind über zwanzig Künstler:innen unterschiedlicher Genres beteiligt.
die palette is a fake pub for real fiction, a happening to be watched, a living legend. "That's where you unbuckle!" For the duration of one full month, the performative pub project intervenes into the Jupi Bar in Hamburg's Gängeviertel. The project’s point of departure is Hubert Fichte's documentary-fictional pub novel entitled die palette – a literary transcript of his encounters with the Palettians at the end of the 1950s. Today, within walking distance of the old pub, you simply descend three steps – and end up somewhere between then and now, between emergence and closure, re-creation and reinvention, book pages and jukebox.
Based on Fichte's novel, the Jupi Bar is being completely transformed into a lively backdrop for interdisciplinary events mixed in with the regular program of the collectively run bar: Interactive performances, an interdisciplinary pub salon, a radio play as performance, a documentary film evening with eyewitnesses of the old pub, a participatory 24-hour reading marathon of the entire novel, audio installations, dance evenings... The palette counters the commercialized inner-city district with an experimental space for consumption and criticism, pub life, regularity and fresh encounters. The very concept of a pub is questioned and concurrently made tangible – as a collective, nostalgic and utopian space of encounter. The month-long performance project involves more than twenty artists of different genres.
Künstlerische Leitung: Greta Granderath & Juliana Oliveira
Idee und Konzept: Greta Granderath
Raum: Lisa Clemen & Felix Jung
Grafikdesign und Kostüm: Ilona Klein
Musik-/Soundkonzept: Gregory Büttner
Mit künstlerischen Beiträgen u.a. von: Jörg Albrecht & Gerhild Steinbuch, Lois Bartel, Coco Charme & Mercedes Tuccini, chinchi, Olivier Gobelet, Franziska Henschel, Hyperforce, Theo Janßen, Uta Juster/Heidi, Legoluft, Matthias Mühlschlegel, Magdalena Schrefel & Zino Wey, Joachim Stoll/Ramonita, Tosta Mixta, Christoph Twickel.
Produktionsleitung und PR: Stückliesel
Technische Leitung: Peer Schwolow
Kooperation mit dem Jupi Bar Kollektiv: Andreas Riethmüller
Dokumentation: Jonas Fischer & Julia Thielke
Fotos: Jonas Fischer, Theda Schillmöller
die palette ist eine Produktion von Granderath&Oliveira in Koproduktion mit dem Gängeviertel e.V. In Kooperation mit dem Jupi Bar Kollektiv und der Probebühne im Gängeviertel e.V. Gefördert von der Kulturbehörde Hamburg und der Hamburgischen Kulturstiftung.
Presse
„Und so ist diesmal die wohl authentischste zeitgenössische „Palette”-Version entstanden – oder, besser gesagt: die lebendigste. „Mac”, dem damaligen Kellner der „Palette” – heute um die 80 – wird Whiskey eingeschenkt, im Séparée wird unbemerkt auf den Tischen getanzt und Uta Juster – in Fichtes Roman „Heidi” – findet die nicht ganz so gammelige „Palette-Süd” im Keller gemütlich. Allabendlich verbünden sich dort Leben und Kunst, Bühne und Tresen, das Damals und das Heute.”
taz, 20.5.2017
-> taz: Ein Prost auf Hubert Fichte