Konzert-Choreografie von Greta Granderath & Regina Rossi
Kampnagel, Oktober 2021
In Memoriam: Aérea Negrot
Die Konzert-Choreografie grande attaque zelebriert das Zuviel an Gesten und Gezeter, Affekten und Pathos, Schein und Sein.
Ausgangspunkt des skurrilen Abends sind Inszenierungen der Hysterie, eine angeblich ‘female malady’, die in der westlichen Medizingeschichte für patriarchale Macht und für die Pathologisierung weiblicher* und queerer Körper genutzt wurde. Im 19. Jahrhundert wurde die sogenannte ‘Grande Attaque Hystérique’ im Pariser Hôpital de la Salpêtrière sogar als perverses, gewaltvolles Theater vor Publikum inszeniert. grande attaque eignet sich das Groteske damaliger Symptom-Beschreibungen an - „bizarre movements“, „passionate poses“, „clownism“, „große Grußbewegungen" „Simulation“, „crying for attention“, „tendency to cause trouble for others" – und entwirft daraus eine ganz eigenen Kosmos. Auf der Bühne wird aus dem Anfall ein Angriff, der normierte Vorstellungen von Körper und Geschlecht, Zuviel und Zuwenig, Authentizität und Fake ins Wanken bringt.
grande attaque ist die erste Arbeit, für die die brasilianische Choreografin Regina Rossi und die Performance-Macherin und Dramaturgin Greta Granderath gemeinsam die künstlerische Leitung übernehmen. Mit ihrem queeren und internationalen Team werfen sie einen lust- und humorvollen Blick auf Affekte und Übertreibungen.
grande attaque is a multilingual choreography between seizure and attack, powerlessness and resistance. In their first work as joint artistic directors, the Brazilian choreographer Regina Rossi and dramaturge Greta Granderath celebrate togeher with their international and queer team the excess of gestures and clamor, affect and pathos, appearance and reality. Starting point of the evening are stagings of hysteria, which in 19th-century Paris were presented as a “female malady”.
grande attaque is a confrontation to the attribution and pathologizations female* and queer bodis that are still present today, with humorous glance at affects and exaggerations.
Künstlerische Leitung: Greta Granderath & Regina Rossi Konzept: Greta Granderath Von und mit: Emmanouela Dolianiti, Aérea Negrot, Maciej Sado, Ahmed Soura Sound, Komposition: Alexandra Holtsch, Aérea Negrot Lichtdesign: Sérgio Pessanha Kostüm, Ausstattung: José Luna Kostümassistenz: Friederike Polzin Gewandmeisterin: Antonia Lattemann Produktionsdramaturgie: Katja Kruglikova / PK3000 Produktionsassistenz & Performance: Ágata Baú Outside Eye: Matthias Quabbe Expertinnenberatung: Silan Derin, Nicole Haitzinger Fotos Performance: Anja Beutler Ankündigungsfotos:LAFAKE
grande attaque ist eine Produktion von Greta Granderath & Regina Rossi in Ko-Produktion mit Kampnagel Hamburg.
Gefördert von: Hamburgische Kulturstiftung, Susanne und Michael Liebelt Stiftungsfonds unter dem Dach der Hamburgischen Kulturstiftung, Fonds Darstellende Künste, Behörde für Kultur und Medien Hamburg, Rudolf Augstein Stiftung und Dachverband freie darstellende Künste Hamburg e.V.
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"(...) es ist nicht ohne Charme, wie sie die erste Attaque des Stücks ins Queere wenden: indem sie Maciej Sado zur Handpuppe machen, der in einer Art Live Lipsync-Aktion gestikuliert, spricht, singt. Bis die Hysterie zuschlägt, bis die von José Luna hübsch barock gefüllte Tafel in einem Handstreich abgeräumt ist und Sado gleich dazu. Attacke, die erste.
Der Abend reiht kluge Bilder aus dem Repertoir von Tanz, Theater, Musik aneinander. Rossi kann elegante Auf- und Abgänge choreografieren, Granderath Eskalationen aus theatralen Situationen kitzeln." Falk Schreiber, TANZ Dezember